Schwerhörigkeit
Hörgeräte

  • Bereits kurz nach unserer Geburt setzt der Prozess der Hörverschlechterung ein. Dies geschieht durch den permanenten Untergang von Sinneszellen im Ohr. Da das menschliche Ohr über eine große Reserve an Sinneszellen verfügt, kommt es in den ersten Lebensjahren noch nicht zu einer merklichen Verschlechterung des Hörens. Bereits mit 40 Jahren sind diese Reserven jedoch bei vielen Menschen aufgebraucht und es zeigen sich erste Verschlechterungen im Hörtest. Meistens sind die hohen Frequenzen zuerst betroffen.

  • Da es sich bei der altersbedingten Schwerhörigkeit um einen schleichenden Prozess handelt, gewöhnt man sich mit den Jahren an das schlechtere Hörvermögen. Viele Defizite lassen sich zudem im Alltag durch Konzentration auf Lippen, Mimik und Gebärden reduzieren. Unser Gehirn ist auch in der Lage aus Bruchstücken bekannte Sätze und Phrasen zu formen. Erst wenn diese Kompensationsmechanismen versagen, lässt sich die eigene Schwerhörigkeit nicht mehr leugnen. Für Angehörige ist das Phänomen der Externalisierung problematisch, das leider häufig zu Irritationen im sozialen Umfeld führt: Gesprächspartnern wird unterstellt, sie sprächen nicht deutlich genug oder zu schnell.  

  • Die Ursache ist ein zunehmende Schädigung der äußeren Haarzellen in der Hörschnecke. Diese Zellen verstärken bei geringen und mittleren Lautstärken das Gehörte und dämpfen es bei hohen Lautstärken. Hieraus erklärt sich auch das paradoxe Phänomen, das Schwerhörige oft sehr lärmempfindlich sind. Es fehlt der dämpfende Effekt der äußeren Haarzellen.

  • Viele Patienten haben Angst vor einer Hörgeräteversorgung. Das liegt an dem schlechten Image, das Hörgeräte immer noch haben. Man muss sich aber klar machen, dass die Entwicklung im Bereich der Hörgeräte in den letzten Jahren ebenso rasant war, wie in allen Bereichen der Digitalisierung. Die Standardausstattung umfasst Richtmikrophone, eine Unterdrückung von Störgeräuschen mittels künstlicher Intelligenz und verschiedene Programme für die unterschiedlichen Hörsituationen im Alltag. Als Kassenpatient erhält man deshalb für eine Zuzahlung von 10 Euro pro Gerät bereits High-Tech für die Ohren. 

    Zusätzlich sind verschiedene Features, wie eine integrierte Freisprecheinrichtung fürs Telefon oder eine App fürs Smartphone gegen Aufpreis erhältlich. Probieren Sie es einfach aus. 

  • Einsamkeit und soziale Isolation betreffen immer mehr Menschen in unserer modernen Gesellschaft. Zusätzlich meiden viele Schwerhörige Situationen, in denen es ihnen schwer fällt Gesprächen zu folgen. Dies reduziert die Lebensqualität und erhöht das Risiko einer Altersdepression. Die Abnahme akustischer Sinneseindrücken ist neben sozialer Isolation zudem der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz. Dieser Teufelskreis aus Hörverlust, Isolation und beginnender Demenz, lässt sich durch eine adäquate Hörgeräteversorgung durchbrechen.

  • Hörgeräte sollten regelmäßig von morgens bis abends getragen werden. Das gilt auch für Situationen, in denen keine Gespräche zustande kommen. Das Gehirn muss wieder lernen unwichtige Geräusche zu unterdrücken, um in Gesprächssituationen Umgebungsgeräusche herauszufiltern. Dieser Lerneffekt ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Hörgerätenutzung. Aus diesem Grund machen eine frühzeitige Diagnostik und konsequente Hörgeräteversorgung oft Sinn, bevor Patienten im Alltag deutlich eingeschränkt sind.